Unterwegs in meiner Heimat Arosa

Thomas Mann sagte einst, er fühle sich in Arosa wohler als irgendwo. Als gebürtige Aroserin kann ich diese Aussage sehr gut nachvollziehen und freue mich, dass es nicht nur mir so ergeht. Ende Februar hatte ich das grosse Privileg, eine Baumeler-Wandergruppe in Arosa während fünf Tagen zu begleiten.

Vom armen Bauerndorf zum internationalen Tourismusort

Arosas Entwicklung zu dem Ort, wie er sich heute präsentiert, ist äusserst spannend. Sie zeigt düstere und aufstrebende Zeiten. Im Jahr 1545 zum Beispiel mussten die Aroser ihre Alpen an die Churer verkaufen, damit sie überleben konnten. Erst ca. 1880 erlebte Arosa die Wende, als der Fremdenverkehr, wie man das damals nannte, das Bauerndorf als Kurort entdeckte. So nahm das Ganze seinen Lauf und heute zählt Arosa zu den bekanntesten Tourismusorten der Schweiz.

Im Aroser Heimatmuseum kann die Geschichte des Ortes erlebt werden. Dank den spannenden Ausführungen von Rose Schütz tauchten wir ein in die vergangenen Zeiten und staunten über das Wissen, die Fertigkeiten und das Leben der Aroser und Aroserinnen von damals. Frau Schütz zeigte uns auch einen Film über Dr. Otto Herwig und seiner Schwester Marie, zwei Figuren, die den Tourismus in Arosa wesentlich geprägt haben. Das Museum zeigt eindrücklich, was der Tourismus im Bergbauerndorf in den letzten zwei Jahrhunderten alles bewegt hat.

Von Bären und Eichhörnchen

Gleich am ersten Tag erlebten wir eines der Highlights unserer Reise – der Besuch des Arosa Bärenland. Hans Schmid, Wissenschaftlicher Leiter vom Arosa Bärenland und Daria Jörg, Fachspezialistin Bären & Gäste, erklärten uns mit viel Leidenschaft und Engagement, die Philosophie des Arosa Bärenland und die Hintergrundgeschichten über die vier Bären, die aktuell dort leben. Im Moment halten Meimo, Amelia, Sam und Jamila zwar noch Winterruhe, doch ab und zu strecken sie ihre Köpfchen nach draussen und schnuppern Winterluft. In wenigen Wochen gehen sie dann wieder auf Futtersuche und freuen sich über die vielseitige Nahrung, die sie auf den satten Alpenwiesen Arosas finden.

Nach einer reichhaltigen Verpflegung im Prätschalp Beizli, suchten wir die Eichhörnchen auf dem berühmten Eichhörnchenweg. Doch die Eichhörnchen machten wohl auch Winterruhe, denn trotz «eichhörnchengerechter» Nahrung (Baumnüsse und Haselnüsse) in der Tasche, liessen sich die putzigen Nagetiere nicht blicken. Am vorletzten Tag, auf dem Arlenwald-Weg, zeigten sich dann doch ein paar Eichhörnchen. Zum Glück hatte ich noch ein wenig Proviant für sie dabei.

In Arosa daheim, in der Welt zu Hause

Das sagt der Aroser Seifenmacher Beat Urech über sich. Die Welt hat er als Flugbegleiter bereist, seine Berufung als Seifenmacher hat ihn wieder in die Heimat geführt. Mit viel Passion produzieren er und sein Team in der wunderschönen Umgebung von Arosa Naturseifen für Körper, Haar, Hände und Seele. Beat gab uns einen spannenden Einblick in die Welt der Seifen und faszinierte mit seiner Geschichte. Gut gelaunt und gut riechend zog es uns zurück ins Hotel, wo wir mit einem fantastischen Vier-Gang-Menu verwöhnt werden.

Unsere Gastgeber Edith und Oli Schmid vom Hotel Astoria erfüllen uns während der ganzen Woche alle unsere kulinarischen Wünsche. Gut, dass wir tagsüber gelaufen sind, denn den Schlemmermenus zu widerstehen, war schlichtweg unmöglich.

Winterwunder- und Wanderland

Die ganze Woche über erlebten wir täglich viele Höhepunkte und genossen ausgiebige Wanderungen auf den wunderbaren Winterwanderwegen Arosas. Besonders wenn es schneit, fühlen wir uns im Winterwunderland und können gar nicht glauben, dass «im Unterland» bereits die Schneeglöckchen und Krokusse ihre Köpfchen in die Sonne halten.

Voller Stolz durfte ich während fünf Tagen der 12-köpfigen Gruppe mein Arosa zeigen. Ein Halt beim Bergkirchli Arosa, mit einem Schluck Rötali und ein wenig Birnenbrot oder die Besichtigung der 2014 eröffneten Urdenbahn, welche die Skigebiete Arosa und Lenzerheide verbindet, zählten ebenfalls zu den Höhepunkten dieser Wanderwanderwoche. Auch wenn das Wetter nicht immer ganz auf unserer Seite war, genossen wir die schöne Berglandschaft von Arosa und erlebten unglaublich schöne Momente auf dieser Reise.

«Heimat ist kein Ort. Heimat ist ein Gefühl.», sagt Georg-Wilhelm Exler. Das beschreibt meine Gefühlslage nach diesen fünf Tagen perfekt.

Geschrieben von Sandra Räber